Der Rotfuchs ist eines der erfolgreichsten Säugetiere der Welt, der Beutegreifer mit der weltweit größten Verbreitung, ein Geniestreich der Evolution. In ihm vereinen sich Schönheit und
sprichwörtliche Schläue, unbändiger Überlebenswille und einzigartige Anpassungsfähigkeit.
Dennoch wissen viele Menschen auch heutzutage noch nur wenig über diese ebenso hübschen wie intelligenten Beutegreifer. Viele sehen Füchse als Beutekonkurrenten, die es schleunigst zu
erschießen oder in Fallen zu fangen gilt, als Pelzmäntel in spe, denen das Fell über die Ohren gezogen werden sollte, oder einfach als schwierig zu überlistende und gerade deswegen so
attraktive Jagdbeute. Nur wenige wissen dagegen, dass Füchse fürsorgevolle Eltern und zärtliche Liebhaber, verspielte Schelme und unersetzliche Gesundheitspolizisten, exzellente
Mäusejäger und listenreiche Überlebenskünstler in einer von Menschen beherrschten Welt sind.Einerseits sind sie wichtige Aasvertilger und Mäusejäger, andererseits haben sie eine große
Bedeutung für Gesundheit und Kondition ihrer Beutebestände. Gerade kranke und geschwächte Tiere fallen Füchsen nämlich am leichtesten zum Opfer; mögliche Seuchenherde werden dadurch rasch
eliminiert, während gesunde Feldhasen oder Wildkaninchen aufgrund ihrer Geschwindigkeit für einen Fuchs meist unerreichbar sind.
Ist es möglich, Fuchspopulationen mit Gewehr und Falle zu reduzieren?
Dies wurde vielerorts bereits versucht – insbesondere in Mitteleuropa in den sechziger und siebziger Jahren, wo die Landwirtschaftsminister zur Tollwutbekämpfung den „Gastod aller
erreichbaren Füchse“ anordneten. Mit Flinten, Fallen, Hunden und Giftgas rückte man damals dem armen Reineke zu Leibe, betrieb die Massenvernichtung von Welpen am Bau, und befördete bei
dieser Gelegenheit nebenbei durch blindwütigen Baubegasungs-Aktionismus den Dachs auf die Liste bedrohter Tierarten.
Allerdings ließen sich weder die Tollwut noch die Fuchspopulationen von dieser gnadenlosen Hatz nennenswert beeindrucken – die Fuchsdichte konnte nicht nennenswert gesenkt werden, und
die Tollwut breitete sich eher noch schneller aus als zuvor. Grund dafür ist, dass die Familienverbände, die einen stabilen Bestand und eine niedrige Geburtenrate zur Folge haben, in
stark verfolgten Fuchspopulationen durch das permanente Chaos, den hohen individuellen Streß und die große Sterbewahrscheinlichkeit auseinanderbrechen. Fuchs und Füchsin finden sich
in der Paarungszeit eher zufällig, die Bindungen sind von eher kurzer Dauer, und der Fuchsrüde zieht meist nach der Paarung weiter, um bei der nächsten Fähe sein Glück zu versuchen.
Auf einmal werden nahezu alle Fähen schwanger; die Geburtenrate steigt drastisch. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass bei stark bejagten Fuchspopulationen die mittlere Wurfgröße
deutlich höher liegt als bei Füchsen in jagdfreien Gebieten.
Kurz gesagt: Selbst mit drastischen Maßnahmen kann man Fuchspopulationen nicht „reduzieren“ – und es ist auch gar nicht erforderlich, denn die Dichteregulation übernimmt das füchsisiche
Sozialsystem weit effektiver, als wir es jemals könnten. Fuchsjagd kurbelt lediglich die „Produktion“ von Nachwuchs an und dient damit allenfalls jenen Menschen, die Freude am Töten von
Füchsen haben oder damit Geld verdienen, ihnen das Fell über die Ohren zu ziehen.
Warum kommen Füchse in menschliche Siedlungsgebiete?
Die Gründe dafür, daß sich Füchse heutzutage häufig in Städten sehen lassen, sind vielfältig. Der nach dem ersten Weltkrieg immer weiter verbreitete öffentliche Nahverkehr sowie die
Zunahme privater Fahrzeuge ermöglichte es immer mehr Menschen, an einem Ort zu leben und an einem anderen zu arbeiten. Dadurch wurden viele ländliche Gebiete zu Vororten von Städten.
Doch die Urbanisierung beeinflußte nicht nur Menschen; auch Füchse änderten ihren Lebensstil. In den neuen, verhältnismäßig großen Gärten fanden sie Deckung, vor allemaber einen reich
gedeckten Tisch vor – hohe Dichten an Mäusen und Ratten, weggeworfenes Essen, zahlreiche Tauben und andere Vögel. Außerdem stellten die Füchse rasch fest, daß Menschen ihnen in der
Stadt weit weniger feindlich gegenüberstanden, und breiteten sich nach und nach auch in Richtung Stadtzentrum aus.
Tatsächlich gibt es heute für Füchse in vielen Städten bessere Deckungs- und Nahrungsverhältnisse als in der umgebenden, oft durch die Landwirtschaft regelrecht ausgeräumten
Kulturlandschaft. Der dichte Straßenverkehr stellt zwar eine Bedrohung dar, doch ist diese weitaus kalkulierbarer als der hohe Jagddruck, der in Wald und Feld auf Füchsen lastet.
Insgesamt finden Füchse damit in Siedlungsgebieten meist bessere Lebensbedingungen vor als in freier Natur.
Soll ich Füchse in meinem Garten füttern?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Füchsen den einen oder anderen Leckerbissen anzubieten, wenn man sie gerne in seinem Garten sieht. Man sollte dabei jedoch Maß halten und die
Füchse auf keinen Fall in die Abhängigkeit vom Menschen treiben; außerdem sollte man stets genügend Abstand zu den Tieren halten, um ihnen nicht die Menschenscheu abzugewöhnen.
Ein zutraulicher Fuchs ist, bedingt durch die intensive Bejagung, leider allzu schnell ein toter Fuchs.
In jedem Fall sollte man jedes Füttern unterlassen, wenn die Nachbarn Anstoß daran nehmen oder den betreffenden Fuchs als Störenfried wahrnehmen. Damit gibt man ihnen lediglich
einen weiteren Anlaß, für die Tötung des betreffenden Tieres zu sorgen.
Ist es sinnvoll, verwaiste Fuchsbabys mit nach Hause zu nehmen?
Auch hier gilt im Normalfall: Erst beobachten, dann handeln. Füchsinnen lassen ihre Kinder ab einem gewissen Alter durchaus für längere Zeit allein, insbesondere dann, wenn sie selbst
(z.B. durch den Tod des Vaters) für Nahrung sorgen müssen. Selbst wenn feststeht, dass die Mutter getötet wurde, besteht bei älteren Jungfüchsen (die schon feste Nahrung zu sich nehmen
können) die Möglichkeit, dass der Vater oder ältere Geschwister die Versorgung übernehmen.
Fuchswelpen sollte man also erst dann mit „nach Hause“ nehmen, wenn es ziemlich sicher ist, dass das Tier wirklich verwaist ist. Im Anschluss daran kann man – Expertise im Umgang mit
Tieren, Platz und genügend Zeit vorausgesetzt – den Jungfuchs selbst aufpäppeln oder ihn in kompetente Hände abgeben. Leider sind nur wenige Wildparks und Naturschutzstationen bereit,
Füchse aufzunehmen, so dass fachkundige Unterstützung hier rar ist. Eine Liste an Auffangstationen für Wildtiere – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – findet sich bei der Organisation
Wildtierschutz Deutschland e.V., die zudem einige Auffangstationen unterstützt, in denen
Fuchswelpen für die Wiederauswilderung vorbereitet werden.
Quelle: www.fuechse.info