Fledermäuse sind gesetzlich streng geschützte Tiere!
Sollten Sie eine verletzte/kranke Fledermaus längere Zeit pflegen, muss dies bei der Unteren Naturschutzbehörde gemeldet werden bzw. setzen Sie sich mit einem Fledermaus-Experten in Verbindung!
Auch Fledermäuse werden immer mal wieder aufgefunden, sei es dass sie verletzt oder geschwächt am Boden liegend gefunden werden, oder sich auch mal in eine Wohnung verirren. Letzteres kommt in der spätsommerlichen Schwärmphase, bei der die Fledermäuse sich schon einmal potenzielle Winterquartiere anschauen, öfter vor. Dabei wollen sich die Fledermäuse einfach nur die vermeintliche Höhle anschauen, ob sie vielleicht für den Winter als Schlafplatz geeignet ist. Meist merken die kleinen Flattertiere aber recht schnell, dass sie sich „verflogen“ haben. Falls sich eine Fledermaus in ein Zimmer verirrt hat: Fenster weit öffnen, das Licht ausmachen und warten, bis das Tier wieder draußen ist. Falls es sich nun doch schon einen gemütlichen Hangplatz zum Schlafen gesucht hat, kann man es vorsichtig mit einem weichen Handtuch abnehmen und einfach nach draußen hängen (bitte Katzensicher!). Bitte nicht einfach in die Luft werfen, denn manchmal brauchen Fledermäuse einige Minuten, bis sie wieder so aktiv sind, dass sie fliegen können.
Diese Fledermäuse sind im Normalfall nicht auf menschliche Hilfe angewiesen. Anders bei verletzten, kranken oder geschwächten Tieren, die aufgefunden werden. Diese Tiere liegen meist am Boden und sind lethargisch. Findet man eine solche Fledermaus kann man sie vorsichtig aufheben. Verletzte Tiere können dabei, wenn sie Schmerzen haben, auch mal aggressiv werden und versuchen zu beißen. Meist ist dies ungefährlich, zumal die meisten einheimischen Arten so klein sind, dass sie kaum eine Chance haben, einen Menschen wirklich zu verletzen. Dennoch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Fledermäuse auch Tollwut haben können. Deswegen sollte man gerade als Laie, der ja nicht genau weiß, wie man es anfasst, das Tier beispielsweise mit einem weichen Handtuch greifen oder dünne Lederhandschuhe tragen, um den direkten Kontakt zu vermeiden. Die wichtigste Erste Hilfe-Maßnahme ist dann das Anbieten von Wasser, da Fledermäuse leicht zur Dehydrierung neigen. Man kann das Wasser z.B. mit einen Teelöffel anbieten oder auch mit einer Pipette. Auf keinen Fall darf man einer Fledermaus Milch, Hackfleisch, Eier, Katzen- oder Hundefutter oder ähnliches geben. Fledermäuse sind in unseren Breiten ausschließlich Insektenfresser!!! Muss man Fledermäuse pflegen, werden diese hauptsächlich mit Mehlwürmern gefüttert (s. Abb. 1). Bei kurzzeitiger Obhut ist das ausreichend, bei längerer Pflege müssen noch Vitaminpräparate zugefüttert werden. Jungtiere müssen natürlich mit Welpenaufzuchtmilch gefüttert werden, aber ein Problem ist, dass unsere einheimischen Arten zum Teil so klein sind (s. Abb. 2), dass erwachsene Tiere von Laien oft für Jungtiere gehalten werden und dann kann sich Welpenmilch eben fatal auswirken. Deswegen immer zuerst Wasser geben und sich dann von einem Experten beraten lassen, was auch gesetzlich vorgeschrieben ist, da Fledermäuse streng geschützte Tiere sind. Auch Tierärzte sollten sich bei Experten über die Behandlung erkundigen, da sie meist wenig oder keine Erfahrung mit Fledermäusen haben, weil diese ja doch eher selten in der täglichen Praxis vorkommen. Keinesfalls dürfen irgendwelche Mittel wie Flohpulver oder sonstige Medikamente gegen äußere Parasiten angewandt werden, da alle diese Mittel auch in geringer Menge toxisch auf die Fledermäuse wirken und diese nach bisherigen Erfahrungen innerhalb weniger Tage sterben. Bei einem sichtbaren Parasiten-Befall müssen die Parasiten einzeln abgesammelt werden. Auch hier sollte man sich im Einzelfall Expertenrat einholen.
Kleinere Verletzungen wie Löcher oder Risse in der Flughaut verheilen meist schnell und problemlos. Oft können die Tiere damit auch fliegen. Deswegen kann man diese Fledermäuse meist gleich wieder freilassen. Sind sie geschwächt, da sie beispielsweise einige Zeit irgendwo verheddert waren, erholen sie sich nach der Gabe von Wasser meistens auch innerhalb weniger Stunden.
Leider kommt es auch immer mal wieder zu Knochenbrüchen bei Fledermäusen. Sofern die Knochen dabei nicht verschoben sind, besteht hier eine Chance auf Heilung. In den meisten Fällen jedoch müssen die Tiere eingeschläfert werden, um den Tieren ein Leiden zu ersparen.
Manchen Leuten mag es makaber vorkommen, aber: Auch tote Tiere sind „interessant“! Wenn Sie also eine tote Fledermaus finden, geben Sie diese bitte beim Tierschutzverein, einem Tierarzt oder einem Fledermaus-Experten ab. Die Tiere können dann untersucht und eindeutig bestimmt werden. Dadurch kann sich beispielsweise der Hinweis auf eine Art ergeben, die in der Gegend des Fundortes noch nicht nachgewiesen wurde oder es kann Aufschluss geben über das Vorkommen von Fortpflanzungskolonien im Umkreis. Außerdem werden dann alle Tiere auf Tollwut untersucht.
Noch etwas Allgemeines zu Fledermäuse: Das Schreckensbild des blutsaugenden Vampirs, der einem in die Haare fliegt, hat sich glücklicherweise mittlerweile zum possierlichen Zeitgenossen gewandelt. Wer etwas zum Schutz von Fledermäusen beitragen möchte, oder einfach nur etwas mehr über die Lebensweise der kleinen Flattertiere erfahren möchte, dem bietet sich ein breites Informationsspektrum: z. B. gibt es jede Menge Bücher über Fledermäuse oder Informationen im Internet, oft kann man sich auch bei lokalen Naturschutzgruppen oder der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz in Hessen (Landesarbeitsgruppe im NABU) erkundigen. Außerdem werden zahlreiche Veranstaltungen rund um die Fledermaus angeboten: das „Naturerlebnis Fledermaus“ als abendliche Exkursion, Dia-Vorträge rund um die Fledermaus oder jährlich stattfinde Fledermausfeste (meist Ende August).
Ulrike Balzer